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Erschienen im General-Anzeiger am 04.04.2019

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Der ESV BR Bonn wurde 1928 gegründet. Seine Tischtennis-Abteilung ist die zweitälteste in Nordrhein-Westfalen


Große Namen: Helmuth Hoffmann und Berni Vossebein waren Deutscher Meister.FOTO: VEREIN

Von JOACHIM SCHOLLMEYER

BONN.Wir schreiben das Jahr 1928: Max Schmeling wird Europameister, Rudolf Caracciola siegt auf dem Nürburgring mit 103 Stundekilometern, René Lacoste gewinnt Wimbledon. Bei den Olympischen Spielen in Amsterdam sind die Deutschen erstmals nach dem Ersten Weltkrieg wieder dabei und erreichen im Medaillenspiegel den zweiten Platz hinter den USA. Und: Gegen den Willen von Baron Pierre de Coubertin werden 1928 erstmals Frauen zu den Leichtathletik-Wettbewerben zugelassen.

Dass Frauen so erfolgreich sein können wie die Herren, zeigt sich in der Tischtennisabteilung des ESV Blau-Rot Bonn, der im Frühjahr 1928 das Licht der Welt erblickte. Allerdings waren sie beim ESV nicht von Anfang mit dabei. Denn als sich damals eine kleine Schar von Bahnarbeitern traf, ging es lediglich um Handball. Und nachdem schon bald Turner, Fußballer und Leichtathleten hinzugestoßen waren, gründeten die etwa 40 sportbegeisterten Eisenbahner in einem Nebenraum des Bonner Bahnhofs den Eisenbahner Sportverein Blau-Rot Bonn e.V., wie er auch heute noch heißt.

Die zweitälteste Abteilung in Nordrhein-Westfalen

Am 14. September 1929 wurde dann der Ping-Pong-Club Bonn gegründet. Er hatte eine kleine Sporthalle am Bonner Güterbahnhof als Trainingsstätte und wurde vier Jahre später in Tischtennis-Club Blau-Rot Bonn umbenannt. Die Tischtennis-Abteilung ist damit die älteste der aktuell vier Abteilungen neben Gymnastik, Schwimmen und Tennis – zudem ist sie die zweitälteste in NRW nach dem 1. TTC Münster, der ein Jahr früher gegründet wurde. Und mittlerweile ist sie auch die einzige, die seit der Gründungszeit zum ESV gehört: Folglich feiert sie in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen.

Bereits zwischen 1932 und 1935 hatten die Tischtennissportler des ESV mit Helmuth Hoffmann und Karl-Heinz Simon erfolgreiche Spieler in ihren Reihen und stellten mit der Mannschaft durchgängig den westdeutschen Meister. Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach Kriegsende wurde die Erfolgsstory mit einer langen Reihe von Siegen und Platzierungen bei Mannschafts- und Einzelwettbewerben fortgesetzt. Herausragend waren seinerzeit Helmuth Hoffmann und Bernie Vossebein, die mit der Mannschaft 1948 und 1949 deutscher Vizemeister wurden und gleiches auch im Einzel schafften: Hoffmann 1948, Vossebein 1949. Zusammen holten sie sich 1949 und 1950 auch den Titel im Doppel.

2008 wurde dann Konrad Steinkämper bei den Senioren-Titelkämpfen im Einzel der Altersklasse 70 Dritter und mit dem Schweizer Georg Mach sogar Weltmeister im Doppel. Seit 1967 ist er beim ESV. Das sportliche Angebot hatte ihn überzeugt. Vor allem bei den Trainingsmöglichkeiten begrüßt er, „dass wesentlich stärkere Spieler nie ablehnen würden, gegen schwächere Spieler zu spielen“.

Aktuell hat der Gesamtverein etwa 600 Mitglieder, die Tischtennisabteilung rund 110, die von Dienstag bis Freitag in der Bernhardschule in Bonn-Auerberg trainieren können. Trotzdem wünscht sich Abteilungsleiter Damian Starzetz, „dass wir eine Turnhalle hätten, die ein paar Quadratmeter größer ist, damit wir bequem zwei Meisterschaftsspiele parallel austragen könnten”.

Bei den Erwachsenen mischt der ESV aktuell mit sieben Mannschaften mit: sechs bei den Herren von der Verbandsliga bis hinunter in die 2. Kreisklasse und ein Damen-Team, das in der Verbandsliga 4 Vizemeister wurde. Zusätzlich gehen die Herren auch in den Senioren-Bezirksligen der Altersklassen 40, 60 und 70 an den Start. Die erfolgreichste Saison war übrigens 2011/2012, als von sieben Mannschaften fünf den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse feierten.

Seit 1946 sind bei den Eisenbahnern im Tischtennis auch die Frauen im Spiel: Damals sorgte Ingrid Halpaus als Kreis- und Bezirksmeisterin für Furore. Anfang der 50er waren es dann Hannelore Walz und Brigitte Schmitz, die als Eigengewächse von sich reden machten. 1960 wurde erstmals eine Damenmannschaft zum Spielbetrieb gemeldet. Die arbeitete sich gleich bis in die Landesliga hoch, machte dann aber Ende der 60er Jahre erst einmal wieder Pause. Nach einem kurzen Zwischenspiel in der Kreisklasse zu Beginn der 90er legten die Damen dann 2002 richtig los: Zügig ging es von der 1. Kreisklasse hoch bis in die Oberliga. 2012 kam sogar eine zweite Mannschaft dazu, die aber inzwischen wieder abgemeldet wurde. Auch die „Erste“ leidet mittlerweile unter personellen Engpässen. „Wir würden gerne die Damenmannschaft erhalten“, erklärt Damenwartin Johanna Hanke. „Neuzugänge sind herzlich willkommen, und langfristig hätten wir auch gerne wieder eine zweite Damenmannschaft.“

Für Marten ist der ESV „der beste Verein der Welt“

Während man im Erwachsenenbereich seit langer Zeit höherklassig spielt, ist der Nachwuchsbereich noch nicht so aufgestellt wie gewünscht. Aktuell gibt es ein Jungen- sowie ein B-Schüler-Team in der jeweiligen Kreisliga. Die Kids sind mit Eifer dabei und finden es wie der zwölfjährige Keeridhan „beim ESV sehr cool, weil ich mich mit anderen Kindern beim Spielen messen kann“, und, so Athikan (10) „weil es so gute Trainer gibt”. Für Marten (12) ist der ESV sogar „der beste Verein der Welt, denn hier sehe ich meine Freunde und habe viel Spaß beim Tischtennis“.

Die stellvertretende Abteilungsleiterin Bettina Klevers (seit 2005 ESV-Mitglied) sieht jedoch Schwierigkeiten dabei, „die Kinder mit hoher Motivation und steigender Spielklasse bis in den Seniorenbereich zu führen”. Bei einigen Jugendlichen ist das gelungen, aber der Anspruch besteht weiterhin, die Entwicklung beim eigenen Nachwuchs weiter zu fördern. Auch Abteilungsleiter Starzetz wünscht sich „noch mehr Jugendliche im Verein, denn unsere Jugendtrainer machen einen tollen Job und vermitteln den Kindern den Spaß am Tischtennis.”

   
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